Ich arbeite oft mit Menschen, denen es finanziell nicht so gut geht, die ganz einfach gestrickt sind und solchen, die das Gesetz so biegen, dass es für sie passt. Da möchte ich euch jetzt eine Geschichte erzählen:
Familie Meier (der Name wurde natürlich geändert) lebt am Land, der Vater arbeitet, die Mutter ist Hausfrau und die 5 Kinder haben immer mit en bisschen Wehmut den Kinderwagen an das nächst jüngere Kind abgegeben. Geld ist knapp, aber Frau Meier schafft es mit geringen MItteln eine gute Stimmung zu schaffen.
Gerade zu Weihnachten zieht der verführerische Duft von frisch gebackenen Keksen durchs Haus, am Abend werden Geschichten erzählt, Kerzen angezüdet, Tannenzweige über das Feuer gehalten. Es wird gemeinsam gespielt und man kann die Spannung in den Kinderherzen fühlen wenn sie immer wieder verstohlen zum Fenster blicken um vielleicht einen Blick auf das Christkind zu erhaschen.
Es ist kurz vor Weihnachten, die Briefe an das Christkind sind geschrieben und die Aufregung der Kinder wächst von Tag zu Tag.
Herr Meier blickt am Abend vor Weihnachten seinen ältesten Sohn, er ist 11 Jahre alt, an und mit einem Kopfnicken sind sie sich einig. Ohne ein Wort verlassen sie das Wohnzimmer. Die anderen Kinder sind so in ihr Spiel vertieft, dass sie es gar nicht bemerken und so machen sich Herr Meier und sein Sohn Chris gut angezogen und mit einer Axt bewaffnet auf den Weg in den nahen Wald. Das Objekt der Begierde, eine kleine, nicht besonders schöne Fichte wurde schon vor ein paar Tagen ausgesucht und zielstrebig steuern sie im Schein des Mondes auf den Platz zu. Chris ist aufgeregt. Er weiß, dass er eigentlich etwas Verbotenes macht, aber der Vater hat ihm erklärt, dass sie sich einen Baum ausgesucht haben der klein und schwach ist und dass der im Dickicht sowieso nicht überleben wird.
Mit drei kräftigen Schlägen ist das Bäumchen gefällt. Da Chris nicht sehr erfahren ist hat er den Baum aber so geschlagen, dass er den steilen Abhang hinunter fällt. Schimpfend klettert er den Hang hinunter und reißt sich die Hose an einem alten Baumstamm auf während der Vater sich eine Zigarette anzündet und grinsend zuschaut. Ja, ja, aus Fehlern lernt man am schnellsten.....
Wunderbarer Weise liegt in diesem Jahr Schnee wie ein weicher, weißer Teppich auf der Landschaft und es ist hell als die Beiden mit dem Baum nach Hause stapfen. Unter der dicken Schneeschicht bemerkt Herr Meier aber ein vereiste Stelle nicht, rutscht aus und fällt unsanft zu Boden. Die Axt wird in die Höhe geschleudert als ihm die Füße weggezogen werden und fällt mit großer Wucht auf das Bein von Herrn Meier. Er ist im Schnee zwar weich gelandet, aber die gut geschärfte Axt schneidet durch den Stoff seiner Hose, seine Haut, seine Muskel und verursacht eine klaffende Wunde.
Chris will sofort nach Hause laufen und HIlfe holen, aber Herr Meier hat Angst erklären zu müssen warum er mit der Axt im Wald ist und schickt Chris mit dem Baum nach Hause. ER soll den Schlitten holen und ihn dann damit nach Hause ziehen. Gesagt, getan. Zu Hause setzt Chris seine Mutter kurz ins Bild und sie sagt: "Ich habe ihm ja gesagt, er soll die Axt nicht ohne Schutz herumtragen! Aber na ja, aus Fehlern lernt man am schnellsten. Sie ruft sofort die Rettung an, die dann etwa zeitgleich mit ihrem Mann eintreffen wird.
So ist es dann, der Vater wird verladen und mit der Verletzung, die er sich beim Holz hacken zugzogen hat ins Krankenhaus gebracht. Die Wunde wird genäht und Herr Meier kann noch am gleichrn Abend nach Hause. Da Frau Meier keine Führerschein hat muss er mit dem Taxi nach Hause fahren.
Frau Meier telefoniert mit der Verwandschaft um den Weihnachtsabend zu planen und die kleineren Kinder nützen die Gelegenheit draußen nachzusehen, was den so geheimnisvolles passiert ist. Sie entdecken das Bäumchen und denken sich, dass sie es heute schon schmücken können. Sie holen Christbaumkerzen, bringen sie am Baum an und zünden sie natürlich auch an. Es dauert nicht lange, da knickt ein Ast unter dem Gewicht der Kerze um, die Kerze mit ihm und binnen Sekunden fängt der ganze Baum Feuer.
Chris kommt dazu, ist zuerst entsetzt, findet es dann aber sehr lustig. Na, ja, aus Fehlern lernen sie am schnellsten!
Fr. Meier kiommt dazu, schlägt die Hände über dem Kopf zusammen und beginnt zu schimpfen. Die Hose kaputt, der Vater verletzt, der Baum abgebrannt. Die KInder schauen sie schuldbewusst an und der 9jährige sagt dann: "du hättest uns halt nicht so lange alleine lassen sollen, aber aus Fehlern lernt man halt am schnellsten!"
Die Aktion "wir holen uns einen Baum aus dem Wald" war also für alle Familienmitglieder sehr lehrreich. Familie Meier wird nie wieder einen Baum aus dem Wald holen, das kann viel teurer kommen als einen zu kaufen.
Fam. Meier musste Weihnachten trotzdem nicht ohne Baum feiern, der Waldbesitzer hatte sowieso vor der Familie einen Baum zu schenken...
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