Urlaub mit Hindernissen
Wir planen gerade unseren Winterurlaub und da ist mir eingefallen, wie das im letzten Jahr abgelaufen ist.
Ich kann den Winter nicht wirklich leiden. Versteht mich nicht falsch, ich mag Schnee, solange er sich auf den Bergen aufhält. Wenn er aber, was ja nicht mehr so oft vorkommt, auch die Täler heimsucht, wünsche ich mich in den Süden. Ich mag es ja noch wenn der Schnee frisch gefallen all das Grau mit einem funkelnden, weißen Teppich zudeckt, aber leider hält das nicht lange. Dann gehe ich drei Mal am Tag durch den durch Streusalz aufgeweichten „Gatsch“, der Hund leidet wenn seine Pfoten durch den Salzmatsch schmerzen und dass er schmutzig ist ohne Ende ist auch keine Frage. Also versuche ich den Winter wenigstens um 2 Wochen zu verkürzen, indem ich in sonnige, warme Gebiete entfliehe.
Letzten Feber wollten wir vom Flughafen Venedig nach Sri Lanka fliegen. Am Tag vor der Abreise hatte es geschneit. Viel geschneit. Mein Vater wohnt etwas abgelegen und der Weg zu einem Haus war nicht geräumt. Es lagen ca 40 cm Schnee und man konnte die Spuren die während des Schneefalls gezogen worden waren gerade noch erkennen. Ich traf die verhängnisvolle Entscheidung den kleinen Hügel hinauf zu fahren. Es ging erstaunlich gut, bis ich dann vor dem Tor stand. Wir beluden das Auto, setzten uns hinein und wollten nicht den gleichen Weg zurück fahren, weil das schwieriger erschien als um das Grundstück herum zu fahren. Nach ca. 10 Metern war Schuss. Die Reifen drehten durch, das Auto schlingerte in alle Richtungen, war aber nicht mehr nach vorne oder hinten zu bewegen. Ich hatte zwar eine „Sicherheitsstunde“ eingeplant, aber so im Schnee steckend kroch langsam nicht nur die Kälte sondern auch die Panik in mir hoch. Wie sollte ich da jemals wieder heraus? Wir entluden das Auto, schoben, zogen, es war nichts zu machen.
Schließlich hatte mein Vater die rettende Idee: er rief unseren Nachbar an, der einen Traktor hat und er so nett war binnen 30 Minuten da zu sein. Das Auto war schon wieder beladen, das Seil wurde an meinem Auto befestigt und er zog mich, rückwärts, anders war es auf dem schmalen Weg nicht möglich, in Richtung Straße. Mein Auto schlingerte, mehrmals wurde mir heiß wenn ich nahe daran war in den Bach zu stürzen, aber schließlich, nach ca. 30 Minuten war es geschafft, die Straße lag vor uns. Wir bedankten uns bei unserem Engel und machten uns auf den Weg. Es hatte wieder heftig zu schneien begonnen, ich musste langsam fahren und noch vor der Grenze stand ich wieder. Diesmal im Stau. Die rutschige Schneefahrbahn hatte einen jungen Autolenker aus der Bahn geworfen und hielt uns nun auf. 45 Minuten später war der ziemlich ramponierte Wagen aus dem Weg geschafft, und die Fahrt ging weiter. Wir hatten noch zwei Stunden 15 Minuten von der Grenze bis zum Abflug in Venedig. Es schneite immer noch und alle Sonntagsfahrer dieser Welt waren auf diesem Stück Autobahn und hinderten mich daran, mehr als im Schneckentempo zu fahren. Ich wurde zusehends nervöser und meine Beifahrer entspannten die Situation auch nicht.
Glücklicherweise hörte der Schneefall auf nachdem wir die Berge hinter uns gelassen hatten und im Regen konnte ich wenigstens schneller fahren. Die Sonntagsfahrer waren jetzt so nett wenigstens nur die rechte Fahrspur mit ihren schleichenden Fahrzeugen zu blockieren und so konnte ich (was anderes würde ich nie zugeben) so schnell zu fahren wie die Bedingungen es zu ließen.
Schließlich kamen wir in Venedig an. Noch 20 Minuten bis zum Abflug! Wir düsten an den billigen, aber weit entfernten Parkplätzen vorbei und fanden den Luxusparkplatz direkt vor dem Flughafen. Luxus nicht weil er so schön war, sondern weil es hier Plätze in Hülle und Fülle gab. Es kostete für die 2 Wochen immerhin 150 Euro, aber wir hatten wenigstens noch die Chance den Flug zu erreichen.
Wir wurden gerade zum dritten Mal aufgerufen als wir den Flughafen betraten und ich kann euch versichern, ich war selten so froh ein so finsteres Gesicht zu sehen, das uns am Schalter begrüßte. Wir hatten es geschafft und als wir das Flugzeug betraten – das wegen uns 10 Minuten Verspätung hatte – freuten sich alle Passagiere so dass wir es geschafft hatten, dass sie uns begeistert einklatschten.
Wir haben draus gelernt. Der Wetterbericht wird vor jedem Abflug gut geprüft, 2 Stunden „Sicherheitszeit“ werden jetzt eingeplant und wenn nötig sogar mal vorher am Abflugort übernachtet. Damit nicht die ersten drei Tage im Urlaub gebraucht werden um sich von der Anreise zu erholen!