Killerkatzen
Ich war heute in einer Familie mit einer Main Coon Katze, die recht groß ist. Als die Tür geöffnet wurde stand sie – noch vor der Hausherrin – groß in der Tür und starrte mich mit dem Blick der klar und deutlich sagte: „Du kommst hier nicht rein!“ an.
Ich war kurz irritiert, erinnerte mich aber dann daran, dass ich meinen Besuchern immer gesagt hatte „Das ist eine Katze, kein Tiger!“ und schritt munter auf die Katze zu. Jetzt war sie irritiert! Sie zögerte kurz, gab ein missmutiges, verständnisloses Krächzen von sich und zog sich 2 Meter zurück.
Die Hausherrin war auch irritiert, denn schaute mich erstaunt an und stellte fest, dass sich bis jetzt niemand an Pascha vorbeigetraut hätte wenn er so dastand.
Ich verkündetet mit vor Stolz geschwellter Brust, dass das nur eine Katze sei und kein Tiger.
Die Katze zog sich auf das Sofa zurück. In die Mitte. Offensichtlich mit der Absicht, mir diesen Platz nicht zu überlassen. Nachdem ich dieser größenwahnsinnigen Katze schon beim Eintreten überlegen gewesen war steuerte ich wieder auf sie zu, drehte mich um und ließ mich 20 cm von ihr entfernt auf das Sofa fallen. Mit einem lauten, zornigen Pfauchen sprang sie auf und zog sich auf den Fauteuil zurück. Die ganze Stunde die ich gemütlich am Sofa saß starrte sie mich funkelnden, grünen Augen an und man hätte denken können, dass sie auf Rache sann.
Der Kaffe und das Wasser das ich getrunken hatte wollten meinen Körper wieder verlassen und so suchte ich die Toilette auf. Der finstere Blick der Katze verfolgte mich und innerlich musste ich grinsen.
Nachdem ich mir wenig später die Hände gewaschen hatte und ins Wohnzimmer zurück ging musste ich um eine Ecke um dorthin zu gelangen.
Plötzlich durchzuckte ein heftiger Schmerz meinen linken Oberschenkel! Es fühlte sich an als würden unzählige Nägel auf einmal in mein Fleisch gestochen. Ich blickte an mir hinunter, aber noch bevor ich sah was mich attackiert hatte wusste ich es schon! Eine fette, große Katze hing an meinem Bein, klammerte sich mit jeder einzelnen Kralle an mir fest und biss hektisch auf meinen Oberschenkel ein.
Ich war mir nicht sicher, ob ich lachen oder schreien sollte. Kurz beobachtete ich fasziniert dieses Schauspiel das sich da auf mir abspielte, gebannt vom Mut dieser kleinen Katze, die sich für einen Tiger hält.
Die Hausfrau stürzte mit schreckgeweiteten Augen auf uns zu und wollte ihren Kater packen, aber als er auch nach ihr biss, wich sie zurück. Jetzt musste ich tatsächlich lachen. Darüber war die Katze wohl so verblüfft, dass sie mich nach einem Blick nach oben los ließ, auf den Boden sprang und mit hoch erhobenem Schwanz auf das Sofa zuschritt um ihren Platz, den ich ihr streitig gemacht hatte, wieder einzunehmen. Jetzt lag sie da und man hätte meinen können, dass sie ein gehässiges Grinsen im Gesicht hatte.
Die Hausfrau entschuldigte sich wortreich und wollte meine leicht blutenden Wunden versorgen, aber so leicht gab ich mich nicht geschlagen. Ich steuerte wieder auf das Sofa zu, die Katze schaute mich wieder irritiert an und sprang mich, sobald ich saß wieder an. Ich packte sie im Nacken, sie fauchte, war trotz ihrer Masse sehr beweglich und zerkratzte nun auch noch meinen rechten Arm. Aber als ich sie los ließ, stob sie davon und verschwand aus dem Zimmer.
Als ich ging stand sie wieder vor der Eingangstür, aber da sie offensichtlich wusste, dass ich ihr Reich nun verlassen würde begnügte sie sich damit mich mit vernichtendem Blick anzustarren. Freunde werden wir zwei wohl nicht mehr werden. (Auch wenn ich beim nächsten Besuch ein Leckerli mitnehmen werde!)