Feuerlöschprozedere
Ich erinnere mich an ein Weihnachtsfest, bei dem wir traditionell unser Fondue vorbereitet hatten. Der Tisch war festlich gedeckt, die Saucen standen bereit es fehlte nur noch der mit Petroleum gefüllte Behälter der die Suppe (wir verzichten auf Öl) erhitzen sollte.
Ich bereitete das in der Küche vor, zündete es an und mit dem Gedanken: "hoffentlich löst sich das Unterteil nicht und fällt zu Boden, das wäre....."
Weiter konnte ich nicht denken, denn schon wurde mein ahnungsvoller, furchteinflößender Gedanke Realität. Der Unterteil des Behälters hatte sich gelöst und war mit dem schon brennenden Petroleum zu Boden gestürzt! Ein Moment regeungslosen Entsetzens packte uns kurz alle, und dann wurde es hektisch. Ich wollte im Stiegenhaus den Feuerlöscher holen aber mein Vater stieß mich mit den Worten "Ich mach das schon..." zur Seite. Ich traute meinen Augen nicht als er das Geschenkpapier, das wir kurz zuvor von den Packerln gerissen hatte, zerknüllte und ins Feuer warf!
Es passierte was alle vorhergesehen hatten, außer meinem Vater. Eine Stickflamme schoss hoch, ich entschloss mich den Anblick nicht auszukosten uns stürmte aus der Wohnung um den Feuerlöscher zu holen. Ich konnte ihn nicht aus der Verankerung reißen, so nervös war ich. Ich stürzte zurück in unser Esszimmer und kam gerade rechtzeitig um mitzuerleben, wie meine Mutter geistesgegenwärtig den echten, kleinen Perserteppich schnappte und ihn über die Flammen warf.
Dazu ist zu sagen, dass die Teppiche nahezu Heiligtümer für meinen Mann waren. Bevor ich etwas sagen konnte und bevor er reagieren konnte weil er sich gar nicht vorstellen konnte, dass jemand etwas so Unmögliches machen konnte, lag der Teppich in den Flammen. Ich werde den Gesichtsausdruck meines Mannes nie vergessen! Mund und Augen im jetzt bleichen Gesicht weit aufgerissen, ein tonloser Schrei! Ich könnte schwören, dass damals die ersten Haare um die Schläfen schlagartig ergrauten.
Aber meine Mutter, geistesgegenwärtig schaut ihn an und sagt ganz ruhig, aber das ist ja Wolle, das brennt doch nicht so schnell!
Und tatsächlich, die Flammen ersticken, ebenso wie der Wutanfall, denn an diesem Abend hat meine Mutter mehr gerettet als nur das Weihnachtsessen!