Engel, es gibt sie wirklich

13.12.2015 18:22

In Zeiten von Weihnachtsmann und Rentier muss man nach dem Christkind und den Engeln, die bei uns traditionell wären, oft suchen. 

Heute aber bin ich guter Stimmung (kommt wohl vom Glühwein am Christkindlmarkt) und möchte eine  wahre "Engelgschichte" erzählen. 

Meine Tante, sie ist 79 Jahre als, tingelt zwischen Wien, wo sie bald nach der Heirat sesshaft wurde und Villach, das immer noch ihre Heimat ist, hin und her. Sie ist sowohl geistig als auch körperlich noch in sehr guter Verfassung, sie betreibt zwei Haushalte und fährt noch immer selbst mit dem Auto. 

Auf Strecken die sie kennt ist sie sehr sicher und man merkt ihr das Alter nicht an. Jetzt kam aber am Samstag meine Nichte aus Spanien in Wien an und meine Tante sollte sie abholen. Um 22.42 war die Ankunft geplant und meine Tante ist um 20 Uhr von Wien Hütteldorf zuum Flughafen Schwechat aufgebrochen. Das kann man locker in einer Stunde schaffen. 

Da es dunkel war, die Strecke nicht zu den oft on ihr befahrenen gehört und sie noch dazu bei Dunkelheit nicht mehr so gut sieht, hat sie 3 mal die falsche Abfahrt erwischt. Dreimal fragte sie bei Wienern 3 x nach dem Weg, dreimal landete sie an Orten, die sie nie sehen wollte. Schließlich stand sie in Wien Simmering an einer Ampel, ließ das Fenster ihrers Wagens hinunter und fragte den Mann im Auto neben ihr nach dem Weg. Er erklärte es, meine Tante konnte sich die Strecke in ihrer Nervosität natürlich nicht merken und der Fahrer des anderen Autos erkannte das. Er deutete ihr einzuparken, er werde es ihr genau erklären. Gesagt, getan. Es war inzwischen 22:30 und der Mann setzte sich zu meiner Tante ins Auto. In gebrochenem Deutsch erklärte er ihr den Weg langsam, erkannte am verständnislosen und verzweifelten Blick meiner Tante, dass sie diesen Flughafen heute sicher nicht mehr finden würde. Er bot ihr an sie hinzugeleiten! Er verschwand kurz in seinem Auto, brachte ihr eine rote Rose, die er für seine Frau mit hatte und bat sie, sich zu entspannen, sie würden es schon noch schaffen. Dadurch, dass sie ab und zu etwas zu schnell waren kamen sie rechtzeitig am Flughafen an. Er brachte sie bis zum Parkplatz und schließlich noch in die Ankunftshalle. Der Flug hatte Verspätung und so konnten sie sich noch unterhalten. 

Dieser Mann, oder wie meine Tante ihn jetzt nennt "ihr Engel" berichtete, dass er aus Rumänien sei, seit 9 Jahren in Österrreich lebe, verheiratet sei, 6 Kinder habe und arbeite. Meine Tante wollte ihn auf ein Getränk einladen, das er ablehnte. Sie wollte ihm 30 Euro geben, damit er seinen Kindern eine kleine Freude machen kann, aber auch das lehnte er ab. Er habe es gern getan und wenn er dafür bezahlt würde, wäre es kein Geschenk mehr. 

Meine Tante war gerührt! Dieser "Ausländer" hatte mehr als eine Stunde seiner Zeit  an einen fremden Menschen verschenkt, sein Parkticket um fast 5 Euro selbst bezahlt und dann noch geholfen eine Lösung für das verlorene Parkticket  zu finden. 

Gerade in Zeiten wie diesen, wo die Angst vor den Asysuchenden umgeht und viele besorgt sind, dass sie den eigenen Gürtel enger schnallen müssen, ist das ein Beispiel für Nächstenliebe, das nachahmenswert ist. Ich möchte euch bitten gerade jetzt, in der Adventzeit auch mal Engel zu sein. Das ist gar nicht so schwer, ihr müsst nur die Augen ein bisschen aufmachen!

In diesem Sinne wünsche ich euch einen schönen, besinnlichen Adventabend!